Santa Monica – Hollywood

Heute hole ich definitiv mein neues Motorrad ab. Die Versicherungspolice ist gestern eingetroffen und ab heute gültig. Damit steht einer Übernahme nichts mehr im Weg. Nach dem Joggen und dem Frühstück machen wir uns auf den Weg nach Glendale.
Wir kommen noch gerade rechtzeitig an, bevor bei Proitalia der ganz grosse Rummel ausbricht. Wir haben zwar michts davon gewusst, aber die ganze regionale Motorradszene weiss es offenbar, dass Proitalia an diesem Samstag heute einen grossen Kundenevent veranstaltet, bei dem die neuesten italienischen Motorräder gezeigt werden, und wo sie auch probegefahren werden können. Obwohl die Motorradszene hier zu einem guten Teil aus Harley-Davidson-Fahrern besteht erfreuen sich die spritzigen und modischen italienischen Fahrzeuge offenbar zunehmend grosser Beliebtheit. Die Jungs und Mädels von Proitalia haben jedenfalls alle Hände voll zu tun. Uns schleusen sie nebenher auch noch gerade so durch.
Ausser dem Motorrad brauche ich noch Innentaschen für die Seitenkisten und ein kleines Fläschchen mit Universalöl.
Wir werden wieder von Rick betreut, und es ist offensichtlich, dass er keine Ahnung hat von Innentaschen für BMW-Gepäcksysteme. Aber Rick ist einer von denen, die immer jemanden kennen, der weiterhelfen kann. Das war vorgestern so, als er in letzter Sekunde noch einen Schweizer aus dem Hut gezaubert hat, der uns in der Versicherungsfrage hätte weiterhelfen sollen, und so ist es auch heute: „Oh wait, the boss oft he biggest BMW-Dealer in this region is here. He may help us“. Der BMW-Boss hört Rick kurz zu und ist danach für etwa 20 Minuten am Telefon beschäftigt. Dann kommt er zu uns und weist uns an, zur regionalen BMW-Vertretung in Alhambra. zu fahren. Alhambra liegt übrigens gleich neben Pasadena. Die Firma heisst New Century BMW. Bei New Century sollen wir nach Olga zu fragen. Olga wisse Bescheid. Gut, damit wäre der erste Punkt vorläufig erledigt.
Auch bei der Frage nach dem Universalöl weiss Rick weiter: Er verweist mich an einen seiner Werkstatt-Kollegen. Der Kollege kratzt sich zuerst an verschiedenen Stellen, verschwindet dann und kommt dann mit einer wirklich sehr grossen Spraydose Kettenöl zurück. Motorradkettenöl, das ist ein unglaublich klebriges Zeug, das zwar eine Motorradkette tadellos im Schuss hält, das aber wirklich nichts mit Universalöl zu tun hat. Der Werkstatt-Kollege meint etwas verlegen: „You know, your bike does not actually have a chain, but you can use this for everything“. Dabei schaut er etwas hilflos drein, wie wenn er selber wüsste, dass er eben einen völligen Blödsinn erzählt hat. Er ist auch nicht weiter erstaunt, als ich sein freundliches Angebot dankend und bestimmt ablehne.
Schliesslich sind wir soweit ausgerüstet, dass es losgehen kann.

Rick und Martin
Links ist mein Kundenbetreuer bei Proitalia Moto: Rick Nelson.
Das rechts bin ich. Im Vordergrund steht mein neues altes Motorrad.
Ich auf meinem neuen Töff
Zum ersten Mal sitze ich auf meinem USA-Motorrad. Es ist wirklich gross und stark. Wahrscheinlich werde ich eine ganze Weile brauchen, um mich daran zu gewöhnen.

Unser erstes Ziel istder regionale BMW-Vertreter, die New Century BMW in Alhambra. Gleichzeitig ist es auch meine erste Fahrt mit der neuen BMW, und das geht nicht ganz stressfrei über die Bühne. Zuerst einmal finde ich den Blinker nicht. Dann finde ich zwar den Blinker, weiss aber nicht, wie man ihn wieder zurückstellt. Das klärt sich aber alles ziemlich rasch.
Das Motorrad fährt sich etwas ruppig und macht einen ziemlichen Krach. Ich kenne diese BMWs gar nicht so. Vielleicht hat der Vorbesitzer, der Motorradtrainer der Los Angeles Police, etwas am Auspuff verändert. Vielleicht wollte er das Lärmniveau seiner Kollegen auf den Harleys erreichen. Bei Gelegenheit werde ich das prüfen.
In Alhambra bei New Century BMW angekommen fragen wir nach Olga. Olga kommt sofort. Sie ist eine sehr sympathische Frau Mitte dreissig, schwarzhaarig, energische, und sie weiss auch gleich, worum es geht. Sie schleppt zwei riesige Innentaschen an, und innerhalb von zehn Minuten sind die Innentaschen montiert, alle Fragen geklärt und ich habe zwei neue Innentaschen gekauft und auch schon bezahlt. Ich mag ja Rick und die Jungs und Mädels von Proitalia wirklich, aber diese Truppehier von New Century BMW in Alhambra spielt in einer ganz anderen Liga.
Wo ich gerade die Gelegenheit habe, einen BMW-Motorrad-Fachmann vor mir zu haben, hole ich noch einige Auskünfte und Ratschläge zu Pneu und Service usw. ein, und ich werde sorgfältig, umfassend und sehr kompetent beraten. Dann fragt mich mein freundlicher Ansprechpartner, was ich denn vorhabe. Als er es hört macht er grosse Augen: „This is wonderful, you know, oh I envy you“.

Dann fahren wir zum Hollywood Sign. Das stimmt zwar nicht ganz: Wir fahren zum Griffith Observatory, weil man von dort aus den Hollywood-Schriftzug gut sieht und auch Fotos von sich und dem Sign machen kann. Wir fahren durch die Greater Los Angeles Area, bis wir schliesslich in der Schlange zum Griffith Observatory Parkplatz stehen. An einem bedeckten Samstagnachmittag wie heute gibt es offenbar noch einige andere Leute, die da hinwollen. Gut, dass wir mit dem Motorrad unterwegs sind, das verschafft uns in der Fahrzeugschlange gewisse Erleichterungen.
Oben beim Observatory gibt es nur eine begrenzte Anzahl an guten Fotoplätzen, und um die reisst man sich. Genauer gesagt reissen sich die anderen Gäste um unseren Fotoplatz. Wir haben eindeutig den besten Fotoplatz ergattert. Jetzt brauchen halt etwas Zeit, bis wir unsere Fotos beisammen haben. Schweizer sind eben langsam, you know?

Martin vor dem Hollywood Sign

Wir müssen rechtzeitig wieder zurück in Glendale bei Proitalia sein. Dort holen wir unser Auto ab und fahren dann mit beiden Fahrzeugen im Samstagnachmittagsverkehr zurück nach Santa Monica. Das klappt zwar, ist aber ziemlich stressig. Es hat unglaublich viel Verkehr auf diesen fünf- bis siebenspurigen Autobahnen im Grossraum Los Angeles.

Heute ist der letzte Abend in Santa Monica. Wir finden in der Umgebung ein passendes Restaurant: Die Bedienung ist nett und schnell, das Essen preiswert und gut. Die Portionen sind einfach unglaublich gross.
Nach dem Abendessen erledige ich noch die letzten Reisevorbereitungen. Ich kenne mein neues Motorrad ja noch kaum. Darum arbeite ich mich einmal quer durch das Handbuch, und einmal rund um die Maschine herum. Der Sattel und die Spiegel sind schnell richtig eingestellt. Aber ich habe noch keine Ahnung, wie ich das Gepäck verteilen werde. Der Vorbesitzer hat Unmengen an Klebern über das ganze Motorrad verteilt. Die kratze ich alle weg. Ich mag diese Touristen- und Motorradsticker nicht. Und als helvetischer Republikaner werde ich bestimmt nicht mit irgendwelchen hurrapatriotischen US-Emblemen herumfahren.

Reiseroute am Samstag, 5. März 2016

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