Santa Monica – Pasadena

Meine Tochter möchte noch zwei Tage irgendwo in der Gegend hier etwas erleben. Unsere Gastgeberin Renee hat ihr bei der Planung geholfen. Soll sie etwa 100 Meilen nordwärts nach Santa Barbara fahren? Oder soll sie in der Nähe bleiben und die zwei Tage in Hollywood verbringen? Renee hat ganz liebevoll beschrieben, wie toll die Ruhe in Santa Barbara ist und wie nett die vielen älteren Leuten dort sind. So hätte auch der Dümmste begriffen, dass Santa Barbara ein langweiliges Gutenacht-Geschichte-Städtchen ist. Auf jeden Fall findet man dort ganz bestimmt nicht das, was eine junge Frau an der Westküste von Amerika sucht. Sie wird also zwei Tage in Hollywood verbringen und dort noch etwas den Downtown-Groove suchen, bevor sie wieder zurück in die Schweiz fliegt.

Für mich hingegen beginnt heute meine Motorradreise. Gestern habe ich die Karte von Kalifornien ausgebreitet und versucht herauszufinden, wohin mich meine erste Etappe führen könnte. Ich werde vorerst im Süden der US-Westküste bleiben. Die nördlichen Staaten der Westküste werde ich erst im April besuchen, wenn es dort wärmer sein wird. Das ist zwar zweifellos vernünftig und nachvollziehbar. Aber es hilft mir in keiner Art und Weise, mich in diesem riesigen Land hier zurechtzufinden. Ich weiss immer noch nicht, wo mein erstes Etappenziel liegen wird. Schliesslich habe ich mich entschieden, vorerst einmal nur etwa 35 Meilen bis Pasadena zu fahren und dort zwei Nächte zu bleiben. Dafür gibt es gute Gründe: Zum einen liegt Pasadena in der richtigen südöstlichen Richtung. Dann soll es im Grossraum Pasadena zwei schöne Motorradrouten geben. Die könnten ein guter Einstieg ins Motorradreisen in den USA sein. Sie würden auch passen, um mich langsam an die neue BMW zu gewöhnen. Ausserdem liegt Pasadena in der Nähe von Glendale, dem Standort von Proitalia Moto. Wenn ich auf meinen ersten Touren merken würde, dass mit dem Motorrad etwas nicht in Ordnung ist, dann könnte ich damit gleich zu Proitalia Moto.

Vielleicht hätte auch ich Renee vorher fragen sollen, ob Pasadena ein passendes Etappenziel für mich sei. Wahrscheinlich hätte Renee mir dann vorgeschwärmt, wie still und menschenleer Pasadena sei, genau der richtige Ort, um sich ganz tief zu entspannen, bevor man eine so lange Motorradreise antritt. Später merke ich nämlich, dass in Pasadena überhaupt gar nichts los ist.
Bevor es aber dazu kommt muss ich noch meine Sachen zusammenpacken und laden. Das ist erwartungsgemäss ziemlich aufwändig. Schliesslich ist es das erste Mal, dass ich mit dem ganzen Gepäck für die nächsten drei Monate vor der neuen BMW stehe und versuche, alles irgendwie auf dem Motorrad unterzubringen. Gegen Mittag verabschieden wir uns dann von der Wohnung hier in Santa Monica und von dieser eigenwilligen Katze, die zur Wohnung gehört.

Mit unseren zwei Fahrzeugen - unserem Mietauto und meinem Motorrad - machen wir uns auf den Weg nach Hollywood. Wir wollen noch eine kleine Spritztour mit dem Motorrad machen, bevor wir unser Mietauto heute Abend am Flughafen abgeben und und uns dann trennen. Aber das ist nicht so einfach, wie wir uns das vorgestellt haben. Zuerst einmal dauert die Fahrt zum Backpacker-Hotel in Hollywood etwas länger, als wir gedacht haben. Und dann ist die Suche nach einem Miethelm ziemlich ermüdend und frustrierend. Es gibt ganz einfach niemanden hier in Hollywood, der Motorradhelme vermietet. Schliesslich ist es dann einfach zu spät für eine Spritztour. Also machen wir uns auf den Weg zum Flughafen, um dort unsere schnuckelige Kia-Zündholzschachtel wieder abzugeben. Am Flughafen verabschieden wir uns voneinander. Wir haben hier vier sehr schöne Tage verbracht. Santa Monica bleibt mir als entspannter, sonniger Ort an einem unendlich langen sandigen Meeresstrand in sehr guter Erinnerung.

Die Fahrt nach Pasadena dauert nicht einmal eine Stunde. Schon am frühen Abend bin ich dort im Hotel und lade zum ersten Mal mein Gepäck ab. Schnell wird mir klar, dass mein Gepäck viel zu gross ist. Ich weiss gar nicht, warum ich so viel unnützes Zeug mitgenommen habe. Das meiste brauche ich doch gar nicht. Nur gut, dass meine Tochter noch in der Nähe ist und auf ihrem Heimflug noch so viel Gepäck mitnehmen kann. Morgen werde ich alles Überflüssige zusammenpacken und dann gleich wieder in die Heimat schicken.

Am späteren Abend telefonieren wir noch und schmieden einen neuen Plan. Wir wollen uns am nächsten Tag früh in Hollywood treffen und einen Motorradhelm kaufen. So einen Helm kann man auch in der Schweiz brauchen. Und dann werden wir die Spritztour, die wir heute verpasst haben, nachholen.

Bild: Von Daniel Schwen - Eigenes Werk, CC BY-SA 2.5, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=753094

Reiseroute am Sonntag, 6. März 2016

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