Palm Springs – Quartzsite

Heute beginnt meine Motorradreise durch den Westen der USA. Für mich bedeutet das packen und losfahren. Gestern habe ich viel Zeit gehabt, um mir meine Reiseroute etwa zurechtzulegen. Zunächst zieht es mich durch die San Jacinto Mountains und dann nach Arizona.
Mein Gepäck hat jetzt den richtigen Umfang. Ausserdem habe ich mein neues Motorrad hier schon zweimal beladen und wieder entladen. Packen, laden und reisebereit machen funktionieren gut. Schliesslich bin ich bereit, und wir verabschieden uns. Im Rückspiegel sehe ich meine Tochter noch eine Weile winken. Und sie hört mich wohl noch eine ganze Weile davonfahren.

Der Chevy Impala und die BMW

Bevor ich über meine Motorrad-Reiseerlebnisse berichte, muss ich etwas erklären: Ich habe die Angewohnheit, dass ich mit meinem Motorrad rede. Warum auch nicht? Schliesslich sind wir zusammen unterwegs und dabei aufeinander angewiesen. Und weil wir miteinander reden, darum haben meine Motorräder auch immer einen Namen. Wie sollten wir uns sonst miteinander unterhalten. Meine BMW hier heisst Olga. Das hat nichts mit der netten Dame von der BMW-Vertretung in Alhambra zu tun. Olga ist einfach der passende Name, für eine BMW im Allgemeinen, und für diese hier ganz besonders.
In den Western-Filmen gibt es manchmal Szenen, wo sich die Cowboys hinstellen, pfeiffen oder den Namen von ihrem Pferd rufen ( zum Beispiel „Fuuuury!“) und dann kommt auch prompt das Pferd daher galoppiert. Das ist nicht das, was ich meine. Im Gegenteil: Wenn ich am Morgen vor mein Motelzimmer treten und rufen würde „Ooooolga“, und da würde ein Motor anspringen und mein Motorrad würde sich von selber reisefertig vor mich hinstellen, das möchte ich nicht. Trotzdem, sie heisst Olga.

Nach etwa zehn Minuten biege ich in Palm Deserts nach Westen ab und fahre in die San Jacinto Mountains hinein. Die Strasse schlängelt sich lansam hoch. Immer besser überblickt man hier von Südwesten her die kalifornischen Wüste. Von knapp 100 Meter über Meer geht es hier hinauf bis auf 1500 Meter. Es wird frischer und die Umgebung wandelt sich vom mediterran Hügeligen zum alpin Schroffen. Überall gibt es Spuren von Waldbränden. Zwei Stunden dauert die Fahrt durch die San Jacinto Mountains. Am Schluss führt eine schöne, abwechslungsreiche Bergstrecke wieder hinunter in die Ebene der kalifornischen Wüste.

Ebene von Palm Springs

In Bannings nehme ich den Interstate Highway 10. Würde ich hier einfach geradewegs weiterfahren, dann würde ich etwa nach 3'500 km in Florida an der Ostküste der USA landen. Das will ich aber nicht. Stattdessen biege ich ab zum Joshua Tree Nationalpark. Dort besorge ich mir eine Jahreskarte für alle US Nationalparks und fahre dann in den Park hinein. Die Landschaft hier wirkt weich und sanft. Joshua Trees sind Yukkapamen. Auf ihren kurzen, graubraunen Stämmen wächst eine kleine Krone aus winkeligen Ästen. Daraus wachsen lange, grüne Palmblätter und bilden grüne Wuschelköpfe. Wegen ihrer Farbe sind die Stämme fast nicht zu sehen. So wirken die Palmblätter wie grüner Flaum, der in der Landschaft schwebt. Auch die Strassen verlaufen in weiten Kurven sanft geschwungen. So entsteht beim Fahren durch diese Landschaft eine fast meditative Stimmung. Es macht zufrieden, hier in aller Ruhe weich herumzukurven – zumindest für eine gewisse Zeit.

Ebene mit den Joshua Tree Bäumen

Der Aussichtspunkt Keys View zeigt die kalifornische Wüste vom nordöstlichen Rand her. Obwohl es dieselbe Landschaft ist, sieht es doch ganz anders aus, als wenn man von den San Jacinto Mountains im Süden hinunterschaut.
Bis zum südlichen Ende des Parks in der Nähe von Chiriaco Summit nutzt sich das Gefühl der sanften, weichen Landschaft dann etwas ab. Es ist dann wirklich auch einmal gut mit den grünen Bäumchen und den runden Felsen.

Die Ebene von Palm Springs von Keys View aus gesehen

Die Ebene südlich von Palm Springs von Keys View aus gesehen

Kurz vor dem Ende des Nationalparks wird es dann wieder etwas spannender. Obwohl die Strasse durch die Ebene führt, verläuft sie plötzlich in weiten Kurven und wird auch noch richtig anspruchsvoll.

Ebene am Südende des Josha Tree Parks

Am Ende des Joshua Tree Nationalparks liegt Chiriaco Summit, im Wesentlichen ein grosser Rastplatz mit der nötigen Infrastruktur. Von hier aus traversiere ich noch ein paar Stunden nach Arizona hinein. Bei diesen riesigen Distanzen hier ist das einfach eine Pflichtübung.
Eigentlich hatte ich vorgesehen, über Parker bis zum Lake Havasu zu fahren. Dort soll es landschaftlich reizvoll sein. Bevor ich in Chiriaco Summit losfahre wird es schon dunkel. Ich maile meinem Hotel, dass ich etwa um 20.00 Uhr ankommen werde. Dann eine lange, kühle, langweilige Fahrt bei Dunkelheit auf dem Highway, bis endlich die Ausfahrt nach Parker angezeit ist..
Runter vom Highway merke ich gleich, dass hier etwas nicht stimmt. Vn hier aus sollten es noch knapp 40 Meilen bis Lake Havasu sein. Aber die Verkehrsschilder sagen, es wären von hier aus noch 35 Meilen bis Parker. Oje! Ich hatte die Strecke falsch im Kopf und habe die Abzweigung nach Parker verpasst. Bis zum Lake Havasu müsste ich noch fast zwei Stunden fahren. Und es ist auch nicht 19.30, wie meine Uhr anzeigt, sondern 20.30. In Arizona ist es eine Stunde später als in Kalifornien. Ich würde also um 22.00 Uhr in Lake Havasu ankommen, müsste aber am nächsten Tag die ganze Strecke wieder zurückfahren. Das mache ich nicht. Meine Hotelreservation in Lake Havasu lasse ich verfallen.
Der Ort hier heisst Quartzsite und liegt bereits in Arizona. In der Dunkelheit und bei meiner Stimmung sieht es hier nicht besonders attraktiv aus. Beim nächsten Motel frage ich nach einem Zimmer. Die Umgebung wirkt zwar nicht ausgesprochen sympathisch, und die Besitzerin zeigt sich auch nicht überaus charmant. Aber es ist alles sauber und soweit ok. Etwas überrascht bin ich, dass die Dame mich mit „Sir“ anspricht. Später merke ich, dass das in der Region offenbar üblich ist. Es hat also nichts mit meinen grauen Haaren zu tun. Wenigstens das.

Reiseroute am Donnerstag, 10. März 2016

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